"Content-Management beginnt im Kopf"

06.09.2001
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Am stärksten interessierten sich die Teilnehmer aus unterschiedlichen Branchen für die praktische Seite des Content-Managements: Worauf ist bei der Implementierung von Software zu achten? Wie funktioniert Content-Syndication? Was leisten die Systeme im Alltag der internen und externen Kommunikation?

Sascia Wolf beispielsweise, Produkt-Managerin bei "Handelsblatt.com", schilderte die Hindernisse, die das deutsche Bundesdatenschutzgesetz der Einbeziehung von Zielgruppeninformationen beim Content-Management in den Weg stellt. So dürfen Website-Betreiber beispielsweise nicht ohne Erlaubnis auf das Nutzerverhalten reagieren. Das - möglichst geschickte - Einholen dieser Erlaubnis stellt für Wolf, die mit einer selbstgestrickten Lösung arbeitet, eine wichtige Aufgabe des Content-Managements dar.

Die organisatorischen Grenzen zwischen verschiedenen Unternehmensteilen bremsen in vielen Firmen die Einführung von Content-Management-Systemen. Das zeigten die Äußerungen von Teilnehmern am Rande der Veranstaltung ebenso wie der Erfahrungsbericht von Sabine Baumann, Leiterin Content Management Competence Center bei Bertelsmann Media Systems.

Solange jede Einheit auf ihr Recht poche, selbst über die verwendeten Applikationen und Datenformate zu entscheiden, so Baumann, stehe das Content-Management im Konzern vor den gleichen Problemen wie ein unabhängiger Content-Broker. Letztere vermitteln Inhalte von Verlagen und Medienhäusern an die Betreiber von Websites, die mit fremdem Content die eigenen Seiten aufwerten wollen.

Auf der technischen Seite bedeute dies, dass man mit eigenentwickelten Tools die Inhalte aus verschiedenen Eingangsformaten - Texte kommen zumeist als Word- oder Wordperfect-Datei - zunächst in medienneutrale Formate wie Extensible Markup Language (XML) und Standard Generalized Markup Language (SGML) für die Datenhaltung umwandle, um sie später für die Ausgabe auf verschiedene Medien zu transformieren.

Die Automatisierung von Content-Syndication, also der Weiterverbreitung von Inhalten, sei so kaum machbar, die Nutzung von Standards auf Basis von XML wie etwa Information and Content Exchange (ICE) "leider noch nicht" abzusehen.