"Content-Management beginnt im Kopf"

06.09.2001
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Nicole Schaube von der Union IT-Services GmbH, einer Tochter der Union Investment, kennt solche Probleme, die mit dem Einsatz von Content-Software allein nicht zu lösen sind. Was jedoch nicht auf Schwächen des bei Union IT-Services eingesetzten Systems "Docme" von Arago zurückzuführen sei, sondern vielmehr auf fehlende Akzeptanz bei den Mitarbeitern. Deren Kooperationsbereitschaft könne nur durch rechtzeitige und umfassende Kommunikation der Vorteile von unternehmensweiten Lösungen und den dafür nötigen Änderungen von Geschäftsprozessen erreicht werden.

Akzeptanzfördernd wirkt nach Schaubes Erfahrung auch behutsames Vorgehen bei der Implementierung: "Wenn der Einsatz des Systems im Kleinen klappt, erzeugt dies automatisch den Wunsch nach mehr."

Ähnliche Erfahrungen, wenngleich in anderen Dimensionen, schilderte Christoph Machner von Daimler-Chrysler. Der Autoriese unterhält eine eigene Betreiberorganisation für das Content-Management. Die angestrebte Bündelung der Kräfte erwies sich jedoch in der Praxis als schwierig: Dezentrale Strukturen in Europa sind dabei ein Hindernis, Kulturdifferenzen zu den USA ein weiteres.

Technische Basis bei Daimler-Chrysler ist das Vignette-Produkt "V/5 Series", das sich im Vergleich mit etwa achtzig anderen Produkten durchsetzen konnte. Die drei Millionen Dollar für die Einführung des Systems wollen die Schwaben schon bald wieder heraus haben: Nicht weniger als zehn Millionen Euro soll der Einsatz der Software schon in diesem Jahr bei der Erstellung von Websites für Sales-Projekte einsparen.

Was ist Content?

Der Begriff Content wird von Experten ganz unterschiedlich verwendet. Fraunhofer-IAO-Chef Hans-Jörg Bullinger etwa versteht darunter alle Arten von Inhalten in digitaler Form. Dazu gehören Daten aus ERP-Systemen ebenso wie redaktionelle Inhalte in den unterschiedlichsten Formaten oder elektronische Transaktionen und Prozesse. Sascia Wolf hingegen, Produkt-Managerin bei "Handelsblatt.com", unterscheidet den Content von den "Nutzwert-Tools" wie etwa personalisierten Börseninfos. Einigkeit herrscht jedoch darüber, dass die grundsätzliche Herausforderung des Content-Managements darin liegt, das gesamte digitale Inventar eines Unternehmens zu verwalten - ob Word-Datei oder Voice-Mail, Artikelnummer oder Video, Werbebanner oder Musikdatei.