Informatiker mit Schnittstellenwissen gesucht

15.10.2004
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Karen Funk ist freie IT-Fachjournalistin und Autorin. Bis Mai 2024 war sie Redakteurin beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Zudem leitete sie 17 Jahre lang den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT und für digitale Bildung ein. 2024 erschien ihr Buch "Hack the world a better place: So gestalten Unternehmen die Zukunft", das sie mit Julia Freudenberg, Geschäftsführerin der Hacker School, zum Thema Corporate Volunteering geschrieben hat.

Neben den klassischen Feldern Transport, Lagerung und Umschlag von Waren umfasst der Aufgabenbereich der Logistik inzwischen jedoch noch viel mehr: Die Branche bewegt stetig steigende Gütermengen mit Hilfe innovativer Konzepte und Technologien. So ermöglicht die Logistik die zielgerichtete Steuerung und Verwendung von Informationen auf ihrem Weg durch Unternehmen und Supply Chains. Durch die Lenkung und Koordination aller unternehmensinternen und -übergreifenden Güter- und Informationsflüsse verknüpft die Logistik Unternehmensteile, Lieferanten und Kunden in Netzwerken miteinander.

Und die Branche ist erfolgreich, hat Zukunft: Laut der Untersuchung "Top 100 der Logistik" von Peter Klaus, der bis dato aktuellsten Markterhebung, erwirtschaftete die Logistikwirtschaft 2001 in Deutschland einen Umsatz von 150 Milliarden Euro und zählte 2,06 Millionen Mitarbeiter. Davon entfielen 39,3 Milliarden Euro auf die industrielle Kontraktlogistik und 19,3 Milliarden Euro auf die Konsumgüterlogistik. Die nächstgrößeren Umsatzblöcke sind Terminaldienste mit 16,4 Milliarden Euro, allgemeiner Ladungsverkehr mit 12,6 Milliarden Euro und nationale Massengutlogistik mit zehn Milliarden Euro.

Deutschlands größter Logistikdienstleister war 2001 die Deutsche Post AG, wurde aber 2002 durch das Zusammengehen von DB Cargo und Schenker/ Stinnes abgelöst. Der Informationstechnologie kommt dabei eine besondere Rolle zu. "IT ist heute ein zentraler Lösungsbaustein der Logistik", so Bitkom-Vizepräsident Heinz Paul Bonn. Ob Software für die Steuerung von Lager, Umschlag und Transport, ob mobile Lösungen für den Außendienst oder Radio-Frequency-Identification-Technik zur elektronischen Identifikation von Waren und Gütern, mit der sich Lieferketten kontrollieren und verbessern lassen - multimodale Integration werde künftig unterschiedliche Transport- und Informationswege zusammenfassen. Das schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder.

"Die Logistikwirtschaft benötigt rund 10000 Hochschulabsolventen pro Jahr, davon zirka 30 Prozent mit einem Abschluss in Informatik", skizziert Stefan Walter, Projektleiter bei der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Bremen, die augenblickliche Arbeitsmarktlage. Besonders prädestiniert für die Branche seien Wirtschaftsingenieure: "Die kann man überall einsetzen. Sie beherrschen die wirtschaftliche, aber auch die technische und informationstechnologische Seite." Walter verweist auf die Technische Universität Berlin, die seit neuestem im Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen die Richtung Informations- und Kommunikationssysteme anbietet, bei der ein Schwerpunkt auf der Informatik und der andere auf der Logistik liegt.

SCM-Wissen gefordert

Aber auch die reinen Informatiker hätten sehr gute Chancen in der Logistik- und Materialwirtschaft, vor allem wenn sie Branchenkenntnisse mitbringen. Besonders gesucht sei Know-how zu Logistiksimulationssystemen, agentengestützter Software und natürlich zu SCM-Lösungen wie etwa von SAP, IBM oder Microsoft. So interessiert sich auch die Lufthansa Cargo vor allem für IT-Spezialisten, die drei bis fünf Jahre Berufserfahrung - idealerweise in der Luftfracht- und Logistikbranche - mitbringen.