Zeitgemäß beraten mit aufgefrischten Daten

14.01.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Im Gegensatz zu früher sind die Sachbearbeiter jetzt in der Lage, die gesamte Kundenhistorie rasch einzusehen und entsprechende Telefonnotizen zu verfassen. Der Angestellte, der den Anruf entgegennimmt, bedient den Kunden auch komplett, ohne ihn weitervermitteln zu müssen. Zudem stehen nun Funktionen zur Verfügung, um die Datenpflege zu vereinfachen. Teilt beispielsweise ein Versicherungsnehmer seinen neuen Wohnort mit, so ist es mittlerweile möglich, soweit erforderlich, auch die Adresse der anderen Familienmitglieder automatisch zu ändern. Das Datenmodell erlaubt eine Verknüpfung zwischen Familienmitgliedern bei Privatkunden, aber auch zwischen Versicherten in Praxisgemeinschaften oder Kanzleien. Ferner bildet die Datenbank Hierarchien und Organisationsstrukturen von gewerblichen Versicherungsnehmern ab.

Eine Besonderheit sind die Arbeitsplätze der Sachbearbeiter sowohl hardware- als auch softwareseitig nicht nur wegen der Clients: An jedem Rechner hängen vier Flachbildschirmen, so dass die Büros eher an einen Aktienbroker als an eine Versicherung erinnern. Jeder der Schirme präsentiert dem Anwender eine andere Benutzerschnittstelle, so dass er keine Fenster öffnen und schließen muss. Die „Outlook“-Software, der Java-Desktop und die Terminalemulation stehen auf eigenen Monitoren zur Verfügung. Ein Bildschirm präsentiert die Schadensakte im DIN-A4-Hochformat, so dass der Anwender die eingescannte Eingangspost quasi in Originalgröße betrachten kann. Die nebeneinander stehenden Screens lassen sich so bedienen wie ein einziges großes Display.

Der Host bleibt Kern der IT

Obwohl die Java-Desktops weit komfortabler sind als die 3270-Bildschirme, denkt niemand daran, das zentrale Backend, also den Mainframe, ebenfalls zu ersetzen. Auch weiterhin sollen die Bestandsdaten aus Gründen der Systemverfügbarkeit im Host gehalten werden. Zudem laufen auf dem Rechnerboliden Inkassosysteme und die Ansteuerung der Druckstraße zum Erzeugen von Serienbriefen wie etwa Rechnungen oder Mitteilungen. Diese Anwendungen durch Server-basierende Java-Applikationen zu ersetzen wäre extrem teuer und umständlich.

Das beschriebene Projekt hat Pilotcharakter für die NRV. Die Verantwortlichen wollten Erfahrungen mit der Java-Technik sammeln. Möglicherweise schließen sich Folgeprojekte an. Künftig sollen beispielsweise die Endkunden in der Lage sein, über das Internet auf ihre Bestandsdaten zuzugreifen, um Daten selbst zu ändern oder Schäden zu melden. Über die Web-Schnittstelle könnten unter Umständen Telearbeitsplätze angebunden werden. Ob dann wieder Paragon den Zuschlag erhält, ist noch nicht entschieden. Derzeit erarbeitet die Versicherungsgesellschaft eine Ist-Analyse aller Geschäftsprozesse mit dem Ziel, Abläufe zu verbessern und die Systemarchitektur entsprechend anzupassen.

Zum Erfolg des Java-Projekts hat nach Ansicht von Hans Ziese, Sachbearbeiter im NRV-Serviceteam, stark beigetragen, dass die Fachabteilung eng in das Projekt eingebunden war und ihr in regelmäßigen Abständen die Benutzeroberflächen präsentiert wurden. Ziese war Mitglied des Projektteams und weiß, wovon er redet, denn insbesondere Sachbearbeiter, die auf bedienerfreundliche Interfaces angewiesen sind, akzeptieren eine neue Anwendungsumgebung nicht ohne weiteres. Hinzu kam, dass sich die Mitarbeiter gerade erst an die elektronische Dokumentenverwaltung gewöhnt hatten. Durch die Einbindung der Emulation in das Java-Frontend ließ sich besagtes Dokumenten-Management-System des Herstellers SER komfortabel einbinden: Über die Kundennummer im emulierten Hostscreen kann der Benutzer die archivierte Schadensakte aufrufen. Hierzu greift die Java-Software das Datenfeld aus dem 3270-Strom ab.