Die Kostenlos-Ära im Web geht zu Ende

22.02.2002
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Während es im Konsumentenmarkt derzeit noch sehr schwer ist, in größerem Umfang Umsätze für Content zu erzielen, konzentrieren sich Verlage und Medienunternehmen in letzter Zeit verstärkt auf den Syndication-Markt. Hierbei geht es in erster Linie um das Schnüren von Inhaltspaketen und den Verkauf an Website-Betreiber - entweder direkt oder über einen Content-Broker. Nach Einschätzung von Klaus Eck von der Content-Beratungs-Agentur Econcon.de versprechen derzeit vor allem hochwertige Fachinhalte für den B-to-B-Sektor geschäftlichen Erfolg. In der ersten Boomphase sei man in diesem Markt aber von falschen Grundannahmen ausgegangen. So haben die Syndikatoren den Content-Abnehmern keine Beratungsleistungen in Rechnung gestellt in der Hoffnung, danach mit den gelieferten Inhalten Geld zu verdienen. Die Kunden, vor allem Unternehmen im mittelständischen Bereich, zeigten jedoch wenig Bereitschaft,

für Inhalte viel zu bezahlen.

Nachdem mittlerweile eine große Zahl von Syndikatoren wieder vom Markt verschwunden ist, haben die großen Player wie etwa Tomorrow Focus Sales die Konsequenzen gezogen und stellen den meist intensiven Beratungsaufwand für Inhaltskonzepte in Rechnung. Auch die Art der nachgefragten Inhalte für Websites hat sich verändert. Noch vor zwei Jahren hat jede bessere Website Nachrichten angeboten. Negative Erfahrungen musste dabei Evita.de, das Shopping-Portal der Post, machen. Die Überfrachtung mit Nachrichten verwirrte die Surfer und ließ die Umsätze zurückgehen. "Viele Firmen haben in der Vergangenheit irrtümlich gedacht, sie seien ein Medium," so Eck. Mittlerweile hat sich hier ein neues Bewusstsein breit gemacht. Die Unternehmen sind in erster Linie an Content interessiert, der zum Produkt passt und dessen Image aufwertet. Daher steigt gerade im

B-to-B-Markt die Nachfrage nach hochwertigem, zielgruppenorientiertem Inhalt. Nach wie vor interessant sind News allerdings für den noch jungen Markt des Mobile Content, also bei SMS oder PDAs.

Während also im Business-Bereich bereits ein Bewusstsein vorhanden ist, dass gute Inhalte nur gegen Bezahlung zu bekommen sind, rechnen Branchenkenner im Endverbrauchermarkt erst im nächsten Jahr mit nennenswerten Umsätzen. Einig sind sich die Experten, dass die Dotcom-Krise zumindest für den Content-Markt einen positiven Effekt hat: Kostenlose Inhalte werden selten, die Surfer gewinnen einen besseren Überblick, und der Hunger nach Information wird sein Übriges tun, um die Bereitschaft zum Bezahlen ansteigen zu lassen.

"Gewohnheitsrecht" auf kostenlosen ContentDie Hoffnung vieler Unternehmen, sich als Content-Anbieter im Internet eine lukrative Einnahmequelle zu erschließen, hat sich bisher nicht erfüllt. "Die Zahlungsbereitschaft auf Konsumentenseite ist generell eher schwach", beobachtet Folker Michaelsen, Leiter Online Research bei der GfK Marktforschung. Seit Jahren nehmen die Nürnberger regelmäßig das Verbraucherverhalten unter die Lupe, und auch die aktuelle Erhebung zu redaktionellen Inhalten belegt die Konsumentenzurückhaltung. Nur 19 Prozent der Befragten wären beispielsweise bereit, für einen heute noch kostenlosen E-Mail-Newsletter künftig ein Entgelt zu entrichten.