Jahresrückblick 2008

IT-Branche fährt Achterbahn

16.12.2008
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Licht und Schatten in Deutschland

Hierzulande war das IT-Jahr von einigem Licht, aber auch von dunklen Schatten geprägt. Letzteres galt speziell für die Hardware-Szene, in der Maxdata und Fujitsu-Siemens Computers (FSC) die Schlagzeilen dominierten. Maxdata meldete im Juni Insolvenz an, für viele Partner kam der Schritt nicht überraschend. Sie kreideten dem Management schwere Fehler und Versäumnisse an. Auch bei FSC lässt sich nicht leugnen, dass in der Vergangenheit oft die Weichen falsch gestellt wurden. So war schon seit Jahren zu beobachten, wie der einstige PC-Marktführer in Deutschland an Boden verlor. Das Trendthema Netbooks haben die FSCler fast verschlafen.

Anfang November wurden dann die Gerüchte bestätigt, dass Siemens seinen Anteil am Joint Venture an den Partner Fujitsu verkauft. 450 Millionen Euro wechselten den Besitzer, FSC-Chef Bernd Bischoff musste gehen. Was Fujitsu mit dem Kauf anfängt und welche Teile gehalten (oder etwa an Lenovo verkauft) werden, ist nicht klar. Ende November wurden erst einmal 700 der rund 6000 Stellen in Deutschland gestrichen.

Die deutsche Premium-Softwareszene konnte sich dem allgemeinen Abwärtstrend ebenfalls nur schwer entziehen. IDS Scheer feuerte seinen CEO Thomas Volk im September nach nur zwei Jahren und ersetzte ihn durch das Aufsichtsratsmitglied Peter Gerard. Zuvor war nach mäßigen Zahlen ein Konzernumbau eingeleitet worden. Im Herbst verschlechterte sich die Situation, für das Abschlussquartal wurde ein Umsatzminus befürchtet und ein weiterer Stellenabbau geprüft. Immerhin konnte Mitgründer August-Wilhelm Scheer die rasante Talfahrt der Aktien aufhalten, indem er Anfang November öffentlich über eine Übernahme des Unternehmens philosophierte: "Es geht um mein Lebenswerk." Bislang war es immer um Unabhängigkeit gegangen, aber schwierige Zeiten erfordern bekanntlich besondere Lösungen, auch wenn es sich nur um eine Loslösung handelt.

Die Software AG konnte immerhin noch ein gutes drittes Quartal verbuchen. Für das Gesamtjahr waren die Darmstädter dann indes ebenfalls pessimistisch gestimmt. Anfang des Jahres hatte Firmenchef Karl-Heinz Streibich noch die Devise wiederholt, die Umsatzmilliarde zu schaffen: "Wir gehen davon aus, dass wir dieses Ziel nicht erst 2011, sondern schon früher erreichen." Und auch im Juni war der Manager nicht von dem ambitionierten Planungen für 2008 abgerückt: "Trotz aller dunkler Wolken am großen Konjunkturhimmel werden wir unsere Prognosen halten." Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich das Unternehmen aber immer noch achtbar aus der Affäre gezogen.