ASP: Großes Angebot - schleppende Nachfrage

24.07.2001
Von 
Bernd Seidel ist freier Journalist und Coach in München.

Doch auch in den übrigen Anbieterklassen wechseln Licht und Schatten. Die TK-Anbieter dürften kaum in Geldnöte geraten, haben gut ausgebaute Vertriebswege, um die Kunden anzusprechen, und können auf vorhandenes Know-how im Infrastrukturbereich aufbauen. Was vielen jedoch fehlt, ist die Servicekultur auf der Softwareseite und die Erfahrung mit dem Vertrieb von IT-Dienstleistungen.

Der Gruppe der heutigen Beratungshäuser räumen insgesamt 28 Prozent der Befragten die größten Chancen ein, im Markt zu bestehen. Aufgeschlüsselt nach IT-Dienstleistern mit und ohne eigene Softwareprodukte, zeigt sich, dass erstere Gruppe wohl eher zu den Gewinnern zählen dürfte, weil diese Anbieter das Geschäft mit der Mietsoftware von einer soliden Produktbasis aus aufbauen können.

Aber auch unter den bisherigen Serviceunternehmen, die sich im ASP-Markt versuchen, ist nicht alles Gold, was glänzt. Abhängig von ihren angestammten Tätigkeiten haben die Dienstleister unterschiedliche Stärken und Schwächen.

Klassische Outsourcer wissen etwa um den Betrieb einer IT-Installation und den Wert eines guten Kundenservice, richten sich mit ihren bisherigen Angeboten jedoch überwiegend an große Unternehmen, die nicht die erwartete typische ASP-Klientel bilden. Projektdienstleister müssen sich dagegen das Wissen um den IT-Betrieb erst aneignen, haben dafür aber meistens gute Kundenkontakte, so dass sie die Bedürfnisse der Anwender kennen.

Über die Rolle der Softwarehäuser im ASP-Umfeld kann man derzeit nur spekulieren, denn die Großen der Branche halten sich noch zurück. Eine Schlüsselrolle werden sicher Unternehmen wie Microsoft, SAP oder Oracle einnehmen. Übereinstimmend mit vielen Analysten sehen auch die PAC-Experten diese Hersteller künftig im ASP-Revier wildern, die Frage ist allein, wann sie im großen Stil einsteigen.

Für die heutigen Produktanbieter gibt es zwingende wirtschaftliche Gründe, aktiv im Dienstleistungsumfeld zu agieren: In dem Maße, wie ASPs vermehrt Softwarelizenzen en gros und zu Sonderkonditionen bei den Herstellern kaufen, leiden deren Margen. Zudem verlieren die Produktanbieter durch das neue Vertriebsmodell den Kontakt zur Kundenbasis, wenn sie nicht selbst am ASP-Markt partizipieren.